Das Wort - mein treuer trügerischer Begleiter

Essay über Literatur

in: schreibkraft/ Heft 42    

Graz 2024

"Das Wort ist mein großer Trost. Eine unverzichtbare Maßeinheit für die Utopie einer Übersichtlichkeit. Kaum ein Schritt, kaum ein paar Atemzüge , ohne dass ich mich an ihm festhalte. Mühelos fange ich es ein im Wortwortwort, also dem Satz, und verpflichte es auf den Text. Es kann mir nicht mehr entkommen. Auch wenn ich weiß, dass jedes Wort ein trügerischer Begleiter ist, tapeziere ich die Wände meiner Welt mit Worten. Und wenn ich glaube, die richtigen gefunden zu haben für ein kleines Stück Welt, und ich mich in meinen Worten wohlig eingerichtet habe, dann mag es vorkommen, dass sie diese Welt bereits überlebt haben, ohne dass ich es bemerkt habe. 

Worte orten ihre Beute, verpflichten sie auf sich und machen sie starr, auf dass sie nicht von dem abweicht, das sie vorgibt zu sein. Wie denn sollte eine Fürsprache die Widersprüchlichkeit abdecken, die allem in jeder Sekunde eignet?     ....

Das Wort also auch ein trügerischer Begleiter der Wahrheit? Täuscht es doch eine Festigkeit vor, der nichts standhält beim Begehen der brüchigen Welt, um nicht zu stolpern und zu fallen in all dem Geschiebemergel und womöglich nicht mehr aufstehen zu können.    ...."

 


 

 

 

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